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Citizen Science Zürich

Citizen Science – Wirkung durch Partizipation! – Ein Bericht zur zweiten Schweizer Citizen Science Konferenz

© Eric Schmid / Science et Cité

Am 29. und 30 März 2023 fand die zweite Schweizer Citizen Science Konferenz (CitSciHelvetia) in Solothurn statt, die von Science et Cité gemeinsam mit Schweiz forscht organisiert wurde. Die Konferenz stand unter dem Motto «Citizen Science – Wirkung durch Partizipation!».

Gleich in ihrer Eröffnung der Konferenz erläuterte Heidi Kaspar vom Kompetenzzentrum Partizipative Gesundheitsversorgung der Berner Fachhochschule, dass Citizen Science-Projekte Wirksamkeit nach innen und nach aussen haben. So gehören zu den Wirkungen auch dauerhafte Partnerschaften oder etwa das «Forschen Lernen». Diese Wirkungen erkenntlich zu machen, ist motivierend für alle Beteiligten.

Vielfalt an Themen in den Speed Talks und Dialogue Sessions

Dass Citizen Science in Forschung, Gesellschaft, Natur und Umwelt sowie in der Politik Wirkung erzielt, machte auch die Vielzahl von Projektpräsentationen – in Form von «Speed Talks», «Dialogue Sessions» und Postern – deutlich. So stellte Ursina Roffler in ihrem Speed Talk die 29 Empfehlungen, wie Citizen Science in Institutionen eingebettet werden kann, aus dem EU-Projekt TIME4CSvor. Sehr gefreut hat es uns, viele Partner aus unserem Netzwerk und von Projekten, die wir mit einem Seed Grant fördern, an der Konferenz zu sehen. Michèle Hofmann hat beispielsweise von den im Projekt Was war bekannt? Das Thema «Fremdplatzierung» in Schweizer Tageszeitungen entstandenen Lehrangeboten für Studierende und Schüler*innen berichtet. Sara Blanco von CrowdWater erläuterte den Wert von Citizen Science-Daten, während Anouk-Lisa Taucher aufzeigte, wie das Projekt Schwalbenschanz & SeidenbieneGrundlagen für konkrete Fördermassnahmen für kleine Grünflächen schaffen konnte. Sowohl Chantal Britt vom Long Covid Citizen Science Board als auch Anke Maatz und Henrike Wiemer von Drüber reden. Aber wie? sprachen über ihre Erfahrungen damit, Betroffenen eine Stimme zu geben und sie als Expert*innen aktiv in Forschungsprozesse einzubeziehen.

© Eric Schmid / Science et Cité

Wirkung zielgruppengerecht sichtbar machen

Mit dem Workshop «Big words, big impact?» wollten Olivia Höhener und Alessandro Rearte für die Partizipative Wissenschaftsakademie (neu: Citizen Science Zürich) der Frage nachgehen, wie sich Wirkung zielgruppengerecht sichtbar machen lässt. Dazu sind wir zum Einstieg der Bedeutung von vielfach verwendeten Schlagworten wie «Nachhaltigkeit», «Community», oder «Empowerment» nachgegangen. Schnell wurde dabei deutlich, dass diese Begriffe zwar häufig verwendet werden, meist aber sehr vage sind und die Vorstellungen darüber, was sie genau bedeuten, auseinander gehen. Fazit: Wer solch «grosse» Worte verwendet, riskiert, dass alle etwas anderes darunter verstehen, unterschiedliche Wirkungen erwarten, und bei Projektende viele Erwartungen unerfüllt bleiben.

Wie aber lässt sich die Wirkung von Projekten kommunizieren? Wie lassen sich Erfolgsgeschichten erzählen? Ausgehend von der Annahme, dass Citizen Science-Projekte sowohl verschiedene Zielgruppen bedienen als auch Wirkungen in verschiedenen Wirkungsbereichen (Wissenschaft, Gesellschaft, Verwaltung, Umwelt und Wirtschaft) erzielen, hatten wir eine Vorlage für ein Wirkungsnarrativ entworfen, welches wir nun gemeinsam mit den Workshopbesucher*innen einem Praxistest unterziehen wollten. Unsere Kernbotschaft dabei: Lieber pro Zielgruppe auf ein bis zwei Wirkungsbereiche fokussieren und pro Wirkungsbereich die wichtigste/ relevanteste Wirkung mit konkreten Aussagen und Anwendungsbeispielen greifbar machen, als alles Erreichte aufzuzählen. Mit den Angaben eines fiktiven Projekts zur Hand, haben die Workshop-Teilnehmenden innert kürzester Zeit so drei verschiedene Erfolgsgeschichten für drei unterschiedliche Zielgruppen verfasst. Fazit: Die Vorlage ist hilfreich, um vorhandene Informationen zu sortieren und je nach Zielgruppe die wichtigsten Punkte ins Zentrum zu stellen. Um einzelne «Bausteine» noch klarer voneinander trennen zu können, werden wir die Vorlage nun anpassen, mit Erläuterungen ergänzen und sie dann der Community digital zur Verfügung stellen. Update: Die Vorlage kann hier inklusive Wegleitung heruntergeladen werden.

© Eric Schmid / Science et Cité

Weitere Workshops

Auch weitere praktische Ansätze zur Planung, Messung, Beurteilung und Kommunikation von Wirkung boten den Teilnehmenden die Gelegenheit, die eigene Arbeit kritisch zu reflektieren, Erfahrungen auszutauschen und neue Inputs mitzunehmen. Im Workshop «Citizen Science-Projekte mit Wirkung» von Annette Jenny und Urs Müller (siehe auch hier) lernten die Teilnehmenden, wie man zwischen verschiedenen Leistungen und Wirkungen eines Projekts unterscheidet. Danach beschäftigten sich die Teilnehmenden damit, wie Wirkung überhaupt gemessen werden kann und wie man verschiedene Wirkungen auf bestimmte Zielgruppen abstimmt. Fazit: Der Workshop war extrem hilfreich und Augen öffnend; nicht nur in Bezug auf Forschungsprojekte, sondern ganz allgemein für die Projektplanung.

Im Rahmen des Workshops «Status of Citizen Science in Switzerland» von Schweiz forscht / Science et Cité wurden basierend auf der Vorarbeit der Swiss Expert Group for Citizen ScienceHerausforderungen von Citizen Science diskutiert und Empfehlungen formuliert, mit denen Citizen Science in der Schweiz gefördert werden sollte. Die Beiträge in den thematischen Bereichen «Added value & Impact», «Education», «Communication & Visibility» und «Funding» fliessen in die weitere Arbeit der Expertengruppe und in einen Bericht zuhanden der Akademien der Wissenschaften Schweiz und weiteren Akteuren ein.

Ausblick

Nach zwei Tagen in der wunderschönen Altstadt von Solothurn, direkt am Wasser, machten wir uns wieder auf den Weg nach Zürich. Mit im Gepäck: Viele Eindrücke und Inspiration für die weitere Arbeit! Es war schön, sowohl vertraute als auch neue Gesichter der Citizen Science Community in der Schweiz zu sehen. Der Sprachmix und das Switchen zwischen den Sprachen machten die Schweizer Konferenz einzigartig und widerspiegeln die kulturelle Vielfalt der Schweiz. Wir bedanken uns bei den Kolleg*innen von Schweiz forscht/ Science et Cité für die tolle Konferenz und freuen uns schon aufs nächste Mal!

Die zeichnerische Begleitung durch Jonas Raeber gab der Konferenz einen zusätzlichen kreativen und humorvollen Touch. Seinen Live Cartoon der Tagung gibt es hier zu sehen: https://www.schweizforscht.ch/konferenz-2023

Geschäftsstelle der PWA in Solothurn an der CitSciHelvetia'23 (v.l. Alessandro Rearte, Olivia Höhener, Julienne Karzig, Ursina Roffler)